Fünfzig Jahre und Gerichtsvollzieher, mit müdem Herzen: Schon lang hat Herr Delsart die Hoffnung aufgegeben, dass ihm das Leben Freude machen könnte. Bis er es sich eines Tags gestattet, die Tür zu einem Tango-Tanzkurs aufzustossen. Er trifft auf Francoise, die sich vor einem routinierten Charmeur an seine Seite flüchtet – und ihn verzaubert. Plötzlich fühlt er, was es heisst, allein zu sein, fühlt die Kälte seines Vaters, der im Heim kein gutes Haar an ihm lässt – und wagt, schüchtern und leise zu hoffen. Doch Francoise steht vor der Hochzeit mit Thierry, der nur ans Schreiben denkt. Tief ist die Verwirrung der Gefühle, in die sie Delsarts wortlose Werbung stürzt…
HandlungDer triste AlltagJean-Claude (Patrick Chesnais) ist Gerichtsvollzieher. So, wie es auch sein Vater war, und so, wie es möglicherweise auch sein Sohn werden wird, sobald dieser sich mit dem undankbaren Metier angefreundet hat. Das Leben des geschiedenen Einzelgängers ist trist und eintönig, und lediglich der übergewichtige Schoßhund seiner Sekretärin (Anne Benoît) bringt dann und wann etwas Leben in die grauen Räume der Kanzlei.
In seiner Freizeit besucht Jean-Claude allwöchentlich seinen alten Vater (Georges Wilson) im Altersheim. Der verbitterte alte Mann verbringt selbst im hohen Alter noch seine Zeit damit, alle Menschen um ihn herum zu tyrannisieren. Von seinen Kindern ist Jean-Claude der einzige, der sich überhaupt noch die Mühe macht, den Vater zu besuchen, um ihn im Monopoly gewinnen zu lassen und bei den Schwestern ein gutes Wort für ihn einzulegen.
In der Kanzlei, die er von seinem Vater übernommen hat, warten jeden Tag von neuem Pfändungsbescheide darauf, von ihm durchgesetzt zu werden. Ein Job, der ein hohes Maß an Rationalität und wenig Mitgefühl verlangt. Doch Jean-Claude hat sich mit seinem Leben arrangiert. Und als sein Sohn (Cyril Couton) nach dem Studium bei ihm in der Kanzlei anfängt, löst dies weniger eine Freude über den Zuwachs als vielmehr einen Widerwillen über dessen Eigenheiten in Jean-Claude aus. Insbesondere die Grünpflanzen-Obsession des jungen Juristen, mit der dieser sein karges Büro zu schmücken versucht, ist dem Vater ein Dorn im Auge.
Der TanzkursNach einer Routine-Untersuchung beim Arzt rät dieser dem 51-jährigen dazu, doch ein wenig Sport zu treiben. Und so kommt es, dass Jean-Claude, der schon seit einiger Zeit interessiert den Tango-Klängen im Haus gegenüber seiner Kanzlei gelauscht hatte, sich dazu durchringt, selbst einen Kurs mitzumachen.
Dort trifft er auf Françoise (Anne Consigny), eine junge Frau, die sich vor einem allzu aufdringlichen Verehrer an seine Seite flüchtet und ihn als seinen Tanzpartner auswählt. Sie erkennt den stillen älteren Herrn als Sohn der Frau, die in ihrer Kindheit regelmässig auf sie aufgepasst hatte. Zwischen den beiden entwickelt sich eine stille Freundschaft, die schon bald mehr versprechen könnte… Wäre da nicht Françoises Verlobter Thierry (Lionel Abelanski), ein Lehrer, der gerade dabei ist, seinen ersten Roman zu schreiben. Dieser ist jedoch so sehr damit beschäftigt, tagtäglich gegen seine Schreibblockaden anzukämpfen, dass er für das Seelenleben seiner zukünftigen Frau kaum noch Kapazitäten hat.
Jean-Claude und FrançoiseMit ihren Sorgen wendet sich Françoise daher immer öfter an Jean-Claude, von dessen stiller Zugewandtheit sie immer mehr angetan ist. Immer unentschlossener wird die junge Frau darüber, ob sie tatsächlich mit dem Mann an ihrer Seite den Rest ihres Lebens verbringen will. Und immer mehr fühlt sie sich von dem älteren Jean-Claude angezogen.
Doch als dieser erfährt, dass Françoise verlobt ist, fühlt er sich betrogen, und verkriecht sich erneut in seinen Mantel aus undurchdringlicher Emotionslosigkeit. Er streicht den Tango-Kurs von seiner Liste und stürzt sich wieder in seine undankbare Arbeit.Françoise bemüht sich, ihm ihre Situation zu erklären, doch er will sie nicht mehr sehen. Erst nach einer Standpauke durch seine Sekretärin schafft es Jean-Claude, sich zu überwinden. Er kehrt zurück zum Tanzkurs…
Weiterführende InformationenDas Motiv der intensiven Freundschaft zwischen einem älteren Mann und einer jungen Frau ist auch in Sofia Coppolas Film Lost in Translation zu sehen. Dort treffen die junge Charlotte (Scarlett Johansson) und der ältere Werbestar Bob (Bill Murray) zufällig in einem Hotel in Tokyo aufeinander und entdecken gemeinsam Wege aus ihrer Einsamkeit.
Weitere Informationen im InternetDie Traumtänzer – Filmbesprechung von Christina Tilmann auf tagesspiegel.deTango ist auch für ältere Männer – Filmbesprechung von Eleonore Frey auf nzz.chDieses müde Herz braucht Bewegung – Filmbesprechung von Philipp Bühler auf taz.deTango Elektro – Über die Filmmusik von Gotan ProjectJe ne suis pas là pour être aimé – Filmrezension von Kirsten Liese auf br-online.de
QuellenMan muss mich nicht lieben – Offizielle Homepage des deutschen Verleihs koolfilm
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